
Gut die Hälfte des Fischs, der weltweit gegessen wird, stammt nicht von industriellen Fangschiffen, sondern aus der kleinen Fischerei. Sie könnte ohne die industrielle Konkurrenz sogar einen noch grösseren Anteil liefern.
Endlich wird die Bedeutung der Kleinfischerei mehr wahrgenommen. Ein Webinar von SeafoodSource, einem wichtigen Branchenportal, hat das heute deutlich gemacht [1]. Sechs Fachleute, die sich zum Teil seit Jahrzehnten für die Förderung der kleinen Fischer und ihrer Gemeinschaften engagieren, berichteten über Erfolge und Schwierigkeiten in ihrer Arbeit. Sie sprachen über Marktzugang, lokale Infrastruktur wie Eis, Kühllager und Verarbeitung, aber auch über Datenerfassung, Buchhaltung, faire Preise und Transparenz zwischen allen Beteiligten. Für mich war faszinierend, dass alle Referenten einen holistischen Ansatz empfehlen.
Genau das hatte ich vor zwanzig Jahren angestrebt, als ich das Projekt von fair-fish mit Fischerdörfern im Senegal leiten durfte [2]. (Vielleicht scheiterte es am Schluss, weil wir zu früh waren.) Auch wir hatten damals sowohl ökologische wie auch soziale Ziele verfolgt, zusätzlich aber auch das Ziel, das Leiden der gefangenen Fische so kurz und gering wie möglich zu halten. Dieser ethische Aspekt fehlt bisher leider noch bei den Bemühungen, die Lage der Kleinfischer zu verbessern.
Dabei wären gerade die Kleinfischer am ehesten in der Lage, Rücksicht auf das Leiden der Fische zu nehmen – und sie bekämen damit auch einen Qualitätsvorteil auf dem Markt. Denn die Fleischqualität von weniger gestressten Fischen ist nachweislich besser.
Quellen:
[1] Die Aufzeichnung des Webinars (150’, English) wird demnächst verfügbar sein, Link kann bei mir bestellt werden.
[2| Das Senengal-Projekt ist ausführlich dargestellt in meinem Buch über die Geschichte von fair-fish, hier erhältlich: https://edimut.ch/index.php/buecher/fair-fish/

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