Millionen gegen Flüchtlinge statt für wirklich nachhaltige Fischerei in Westafrika

Wenn europäische und asiatische Industrieschiffe die Küsten Westafrikas leerfischen, werden einheimische Fischerboote zu Fluchtbooten für die gefährliche Überfahrt nach den Kanarischen Inseln, die zu Spanien gehören. Wieder einmal ist kürzlich eines dieser nicht für die hohe See gebauten Boote gekentert, vermutlich gegen hundert Menschen sind vor der Küste Mauretaniens ertrunken [1]. Die angeblich partnerschaftlichen Fischereiabkommen zwischen der EU und den westafrikanischen Staaten ändern nichts an den Fluchtgründen.

Seit Jahrzehnten werden die einst reichen Fischgründe Westafrikas von industriellen Fangschiffen aus Europa und Asien geplündert, und die lokale Bevölkerung kriegte nicht nur nichts dafür, sondern hatte immer weniger Fisch zu fangen und zu essen. Dagegen hilft auch das neuste «partnerschaftliche» Fischereiabkommen zwischen der EU und Mauretanien [2] rein gar nichts, und es fördert auch weder eine «nachhaltige» Fischerei noch lokale Gemeinschaften, wie vollmundig behauptet wird [3] – dafür ist es einfach spät. Die rund 60 Millionen Euro pro Jahr, die von Brüssel nach Nouakchott fliessen, damit die europäische Fischereiindustrie weiterhin in Mauretaniens Gewässern tätig sein darf, sind nicht mehr als ein Tropfen in ein paar begehrliche Taschen. 

Die einheimische Fischerei in Westafrika leidet vor allem unter der seit etwa zehn Jahren massiv zunehmenden und besonders rücksichtslosen Plünderung der Fischbestände zur Gewinnung von Fischmehl [4] für die Fütterung von Zuchtfischen auf anderen Kontinenten. Dass hierfür vor allem chinesische Unternehmen verantwortlich sind, ändert nichts daran, dass die EU nur ihr Kuchenstück betrachtet, anstatt den westafrikanischen Ländern zu helfen, aus der für sie ruinösen Futterfischerei auszusteigen. Das wäre echte Partnerschaft, die nicht zuletzt auch einen der wichtigsten Fluchtgründe aus Westafrika [5] beheben würde. Stattdessen überweist die EU 210 Millionen Euro an Mauretanien [6], damit das Land Flüchtlinge zurückhält… 


Titelfoto:
Screenshot aus dem Film «No Fish No Future» [5]


Quellen:

[1] Siebzig Migranten ertrinken vor Mauretaniens Küste: https://www.nzz.ch/international/gefaehrliche-migrationsroute-70-tote-bei-unglueck-vor-mauretanien-ld.1900273 (mit Dank an Beat Stauffer für den Link).

[2] Sustainable fisheries partnership agreement with Mauritania: https://oceans-and-fisheries.ec.europa.eu/fisheries/international-agreements/sustainable-fisheries-partnership-agreements-sfpas/mauritania_en

[3] Mauretanien und die EU fördern nachhaltige Fischerei: https://de.euronews.com/green/2025/06/24/mauretanien-und-die-eu-fordern-nachhaltige-fischerei

[4] fish-facts 28: https://think.fish/wp-content/uploads/2025/04/fish-facts-28_web.pdf

[5] Video «No Fish No Future»: https://youtu.be/_U8rc7TRLX4

[6] EU gewährt Mauretanien 210 Mio. Euro zur Eindämmung illegaler Migration: https://www.euractiv.de/section/politics/news/eu-gewaehrt-mauretanien-210-mio-euro-zur-eindaemmung-illegaler-migration/


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