Wie «Bio» kann Zuchtlachs aus Schweizer Biozucht sein?, fragte kürzlich Udo Theiss auf Facebook, nachdem er das Produkt bei Coop Schweiz entdeckt und fotografiert hatte.
Nun, erst einmal ist das ja gar kein in der Schweiz gefarmter Lachs, das zeigt schon das Label von Bio Suisse mit der Knospe, aber ohne «Suisse» und ohne Schweizerkreuz. Das Fleisch dieser importierten Biolachse wurde einfach in der Schweiz mit den laut EU-Bio-Zutatenliste erlaubten Mitteln geräuchert, that’s it.
Dem Fisch selbst war die Gefangenschaft als solche sicher gar nicht egal, hingegen dürfte es für ihn keine Rolle gespielt haben, wo das war. Dass am Ende die Konsumenten mit Swissness über den Ladentisch bzw. ins Regal gezogen werden, ist ja nicht sein Problem.
Das Prädikat «Bio» bezieht sich auf das Futter aus biologischem Anbau und möglichst ohne Fischmehl/-öl aus Futterfischfang sowie auf das etwas weniger enge Gefängnis, die etwas längere Lebensdauer und die etwas weniger brutale Schlachtung als in konventionellen Lachsfabriken.
Auf das Tierwohl hingegen hat ein Bio-Label bei Lachs und Forellen keinen wesentlichen Einfluss; beide Fische sind – wie die allermeisten gefarmten Fischarten – von ihrer Biologie her gar nicht in der Lage, sich in Gefangenschaft wohl zu fühlen, selbst wenn sich der Züchter noch so grosse Mühe geben mag.
Fazit:
Wenn dir wichtig ist dass «dein» Fisch sich sein kurzes Leben lang wirklich wohl gefühlt hat (und daher auch höhere Fleischqualität liefert), wählst du besser einen Fisch aus Wildfang (und «Bio» gibt’s da nicht, weil dieses Label einen geschlossenen Nährstoffkreislauf vorschreibt, also nichts mit Natur).
Wie jetzt: aus Wildfang? Aber die Bestände sind doch schon überfischt, nicht? Ja, wir sollten eh weniger Fisch essen, max. 1x im Monat, damit sich die Bestände wieder erholen können und auch ärmere Länder und kommende Generationen noch Fisch kriegen.
Ein paar weiterführend Links:
▶︎ Bio Suisse Richtlinien für Zuchtlachs (Seite 291)
▶︎ Fish welfare in aquaculture
▶︎ Fish welfare: What should we aim for?
▶︎ Wie viel Fisch sollte ich (nicht) essen?